Körper sind in der Bibel eine Art Projektionsfläche, mit deren Hilfe ganz verschiedene Anliegen transportiert werden können: Sie können als defizitär oder als vollkommen gezeichnet werden; Heilungserzählungen beschreiben dann häufig den Übergang von diesem Zustand in jenen und setzen automatisch voraus, dass „Heilung“ ein erwünschter Zustand ist. Aber ist das wirklich so? Und sind solche Erzählungen heute noch zeitgemäß, nicht zuletzt vor dem Hintergrund eines veränderten Verständnisses von Behinderung? Fragen wie diesen ist die diesjährige Jahrestagung der ArgeAss nachgegangen, die vom 26. bis 28. September in hybrider Form in Wien stattgefunden hat.
WeiterlesenArchiv der Kategorie: Jahrestagungen
Disability Studies und Bibelwissenschaft | Programm der Jahrestagung 2022
Die biblische Tradition thematisiert in unterschiedlichster Weise den menschlichen und den göttlichen Körper. Körper werden durch ihre Schönheit, Stärke, Reinheit oder Unreinheit, ihre Fruchtbarkeit aber auch durch ihre Behinderung oder Krankheit charakterisiert. Die Gleichsetzung von „Behinderung“ und der Notwendigkeit von „Heilung“ sowie die Konsequenzen dieses Denkens wird jedoch zunehmend kritisch hinterfragt, vor allem durch die Forschungsperspektive der „Dis/ability Studies“.
Unter dem Titel „My body makes me, does it? Menschliche und göttliche (Im)Perfektionen – Disability Studies und Bibelwissenschaft“ widmet sich die diesjährige Jahrestagung der ArgeAss dem Thema Körper und Dis/ability Studies. Die Jahrestagung findet vom 26. bis zum 28. September 2022 in Wien statt.
WeiterlesenSeuchen, Krankheit, Heilung | Bericht zur Jahrestagung 2021
Vom 27.-29.09.2021 fand die diesjährige Sitzung der Arbeitsgemeinschaft der Assistent*innen an bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich statt; pandemiebedingt auch dieses Jahr online. Zwischen 25-35 Personen, von Wien bis Bolivien, nahmen an der Tagung teil und stellten sich dem Thema „Seuchen, Krankheit, Heilung“. Zugegeben, bei der Wahl des Themas vor einem Jahr dachten wir, es würde in der Aktualisierung der biblischen Texte eher ein Rückblick auf bewegt pandemische Zeiten. Dass wir immer noch so aktuell am Puls der Zeit sind, damit hatten wir nicht gerechnet.
WeiterlesenSeuchen, Krankheit, Heilung │ Programm der Jahrestagung 2021
Die diesjährige Jahrestagung der ArgeAss findet vom 27. bis zum 29. September 2021 in digitaler Form statt. Das Treffen vor Ort in Linz wurde pandemiebedingt abgesagt.
Anmeldungen bitte bis zum 30. Juni 2021 an veronika.burz-tropper@univie.ac.at.
Jesaja | Bericht zur Jahrestagung 2020
Ein Bericht von Benedikt Collinet
Auch heuer trafen sich wieder über 20 Bibelwissenschaftler*innen aus dem deutschen Sprachraum, um sich gemeinsam einem Thema zu stellen. In diesem Jahr stand mit seinen beachtlichen 66 Kapiteln das umfangreichste Buch der Bibel im Fokus: Jesaja. Die Vorträge spannten einen Bogen von den altorientalischen Quellen über Detailstudien und theologische Fragestellungen bis ins Neue Testament hinein.
WeiterlesenJesaja│ Programm der Jahrestagung 2020
Vom 28. bis 30. September 2020 trifft sich die ArgeAss zu ihrer Jahrestagung. Das Thema ist in diesem Jahr „Jesaja – die Vielseitigkeit eines biblischen Buches“.
Die Tagung wird in einer verkürzten Variante online stattfinden. Der Link zur virtuellen Tagung geht den Mitgliedern der ArgeAss rechtzeitig vor Beginn der Tagung zu.
[aktualisiert am 14.09.2020]
Gottesbilder | Bericht zur Jahrestagung 2019
Ein Bericht von Philipp Graf
Als ein Ergebnis der diesjährigen Tagung der Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten an bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich dürfte feststehen: Wir können nicht von Gott reden, ohne zugleich vom Menschen zu reden. Es mag also kein Zufall sein, dass diese Tagung am langjährigen Wirkungsort Karl Rahners stattfand – desjenigen Theologen, der die anthropologische Wende der Theologie angestoßen hat. Menschliche Bilder für Gott bzw. Götter sind in der Umwelt des Alten Testaments bis in die Personennamen präsent. Weiterlesen
Migration | Bericht zur Jahrestagung 2018
Ein Bericht von Michael Hölscher
Wie verortet sich die Bibelwissenschaft zwischen politischer Theologie und antiker Literaturwissenschaft? Am Beispiel des Themas „Migration – Wie nah ist uns das Fremde?“ ist die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten an bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich (ArgeAss) vom 24.–26. September 2018 in Graz Fragen wie dieser nachgegangen.
Der Alttestamentler Franz Böhmisch (Passau) schärfte mit seinem Praxisbericht aus der Flüchtlingsarbeit den Blick für das Politische, andere Vorträge stellten Erzählfiguren der Bibel mit Migrationshintergrund vor, wie Abraham und Rut, gingen den nicht genannten fremden Frauen in den Gesetzestexten der Tora nach oder beschäftigten sich mit erzählten Räumen, Grenzen und Bewegungen. Immer wieder ging es dabei um Erfahrungen von Fremdheit oder um Identität, nicht nur in der Bibel. Weiterlesen
Migration | Jahrestagung in Graz 2018
Vom 24.-26. September 2018 findet in Graz die nächste Jahrestagung der ArgeAss statt. Tagungsort ist die Katholisch-Theologische Fakultät der Karl-Franzens-Universität. Das Thema: „Migration – Wie nah ist uns das Fremde?“
Hellenismus und Bibel │ Ergebnisse der Jahrestagung 2017
Ein Bericht von Benedikt Collinet
Heuer fand die Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft der Assistentinnen und Assistenten an Bibelwissenschaftlichen Instituten in Österreich vom 25.-27. September 2017 in Wien statt. Gastgeber war das Institut für Bibelwissenschaften der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien.
Die Tagung dient sowohl der Vernetzung der österreichischen Bibelwissenschaft als auch der intensiven Diskussion über aktuelle fachliche oder gesellschaftliche Themen mit dem Ziel, das öffentliche Interesse an der Bibel zu stärken.
Hellenismus

Foto: Michael Hölscher
Das Thema „Hellenismus“ wurde aus altorientalischer, philologischer und kulturgeschichtlicher Perspektive ausgeleuchtet. Zu den Vortragenden und Gästen zählten Fachvertreterinnnen und –vertreter aus dem gesamten deutschen Sprachraum.
Die Vorträge informierten über den neuesten Forschungsstand. Sie befassten sich etwa mit der gar nicht so einfachen Definition der Epochenbezeichnung „Hellenismus“ oder gaben Einblicke in das hellenistische Bildungs- und Erziehungswesen. Neu gefundene oder neu bewertete Septuagintahandschriften und auch Erkenntnisse bezüglich der Rekonstruktion Alexandrias um die Zeitenwende wurden ebenfalls vorgestellt.
Auslegung und Kontext

Foto: Michael Hölscher
Wiederholt kam zu Bewusstsein, wie sehr die Auslegung von Bibeltexten vom eigenen geschichtlichen Kontext abhängt: Ein Beispiel dafür war die Auslegung der zweiten Schöpfungserzählung durch Philo von Alexandrien und Josephus Flavius. Philo will im intellektuellen Gespräch mit der Philosophie seiner Zeit die Vernünftigkeit der Schöpfungsberichte erklären. Josephus Flavius dagegen verarbeitet in seiner Auslegung bereits die Zerstörung des Zweiten Tempels (70 n. Chr.).
Die Bedeutung von Leerstellen für die Interpretation von Bibeltexten ließ sich insbesondere an der Frage nach dem Verbleib der Bundeslade in der Zeit des Zweiten Tempels zeigen: Während nach den meisten biblischen Zeugnissen von ihrem endgültigen Verlust auszugehen ist, wurde ihr angeblicher Besitz für die äthiopische Gemeinde konstitutiv.
Auch die Neubewertung hellenistischer Geschichtsquellen zur Rekonstruktion der Kompositionsstruktur von Evangelien erschloss neue Sichtweisen und bestärkte die These einer starken Verbindung von Christentum und hellenistischen Tendenzen. Die bisher angenommene Kenntnis der Schriften Philos von Alexandrien durch die Verfasser des Johannesevangeliums konnte widerlegt werden.
Integration und Identität
Ein brisantes Thema des Hellenismus war, wie sich zeigte, vor allem die Spannung zwischen Identitätsfindung und –wahrung einerseits und Inkulturation und Integration andererseits. Da diese Frage auch heute im Zuge der Flüchtlingsbewegungen wieder neue Aktualität gewonnen hat, wurde als Thema der nächsten Jahrestagung „Migration“ genannt.